Geschichten aus Gletsch
Leben, Wohnen und Arbeiten in
und um Gletsch
- Geschichte 10
Die Küche ist oft so etwas wie das Herz eines Hotels, da die Qualität des Essens und die Art und Weise, wie es präsentiert wird, zentral für das Urteil der Gäste ist. Auf 1759 m über Meer, weitab von den Lieferanten der Lebensmittel, brauchte es grosse Vorratskammern. Hühner, Schweine und Kühe wurden in der Nähe des Hotels gehalten und in dem kurzen Sommer nutzte man sogar einen Gemüsegarten. Der Chefkoch hantierte in der Küche wie ein Chef d’orchestre, um mit seinen «Musikern» die kulinarischen Sinfonien bereitzustellen.
Apropos Musik: Natürlich gab es auch ein kleines Orchester, das jede Saison zum Teil dezent im Hintergrund aber auch «lüpfig» zum Tanz aufspielte. Live!
Nicht nur im Grandhotel du Glacier du Rhône, sondern auch ausserhalb gab es Menschen, die zum Teil Schwerstarbeit verrichteten, um das Leben in Gletsch zu ermöglichen. Schon nur die Strassen und Bahnlinien zu bauen und in Stand zu halten, war eine grosse Herausforderung. Die Strassen leiden unter den Temperaturen, die ständig über und unter den Gefrierpunkt wechseln, was bedeutet, dass das Wasser in jeder kleinen Spalte gefriert und sie somit erweitert.
Nicht zuletzt muss auch all der Schnee geräumt werden, der zum Teil in dieser Höhenlage auch im Sommer fällt, damit Gletsch überhaupt erreicht werden kann.
Unter allen Aufgaben in Gletsch gibt es eine, die wahrscheinlich den Wenigsten bekannt ist: In den über 200 Tagen der Winterschliessung konnten die ganzen Gebäude und das wertvolle Inventar nicht einfach sich selbst überlassen werden. Trotz der Lawinengefahr harrten manchmal zwei oder je nach zu erledigenden Aufgaben bis zu einem Dutzend sogenannte Winterknechte in Gletsch aus, um zum Rechten zu schauen: Neben der Bewachung des Hotels galt es zum Beispiel, die Dächer von mehreren Metern Schnee zu befreien oder Schreinerarbeiten zu erledigen. Von Gletsch aus wurden auch Kontrollgänge zum Hotel Belvedere unternommen. Bei gutem Wetter war sonntags auch einmal ein Kirchgang ins Tal möglich. Die langen Nächte verbrachte man mit Kartenspielen oder Radiohören.